Zähne und Kiefer

Erkrankungen der Mundhöhle

Aphthen

Aphthen: Häufige entzündliche Veränderung der Mundschleimhaut, meist nur linsengroß, aber äußerst schmerzhaft. Aphthen treten in jeder Altersgruppe auf, ohne dass eine bekannte oder nachweisbare Ursache besteht. Sie verheilen nach ein bis zwei Wochen von selbst und hinterlassen weder Narben noch bleibende Beschwerden.

Leitbeschwerden

  • Weißliche Erosionen mit einem rötlichen Saum, vor allem an der Ober- und Unterlippe, der Innenseite der Wangen, am Gaumen und an der Zunge
  • Schmerzen beim Essen und Trinken (besonders ausgeprägt bei sauren, salzigen oder scharf gewürzten Lebensmitteln)
  • Schmerzen bei Berührungen, eventuell auch beim Sprechen
  • Bei Kindern auch Fieber.

Wann zum Arzt

In den nächsten Tagen, wenn Aphthen bei Kindern nicht nach einer bzw. bei Erwachsenen nach zwei Wochen von selbst verheilen oder Aphthen immer wieder kommen.

Heute noch, wenn Kinder vor Schmerzen nicht mehr trinken.

Die Erkrankung

Aphthen sind an sich harmlos, verursachen aber Schmerzen. Sie sind meist nicht größer als eine Linse und rund oder oval geformt, sie können jedoch auch so groß wie ein Zwei-Euro-Stück werden. Bei einer so großen Aphthe schmerzt jeder Bissen und jeder Schluck.

Kleine Aphthen heilen nach ein bis zwei Wochen von selbst und folgenlos ab, große Exemplare bilden sich erst nach mehreren Monaten zurück und können Narben hinterlassen.

Wodurch Aphthen ausgelöst werden, ist nicht immer klar. In einigen Fällen lassen sich die erodierten Stellen auf kleine Verletzungen und Druckstellen auf der Mundschleimhaut zurückführen. Bei jüngeren Kindern treten sie oft im Rahmen bestimmter Infektionskrankheiten (z. B. Hand-Mund-Fuß-Krankheit) auf, in diesen Fällen hat das Kind zeitgleich Fieber. Bei Erwachsenen gelten neben Autoimmunreaktionen, Nahrungsmittelunverträglichkeiten (z. B. gegen Südfrüchte) und Allergien auch Stress und Schlafmangel als mögliche Ursache.

Bei manchen Menschen treten Aphthen immer wieder auf, ohne dass der Arzt eine klare Ursache findet (habituelle Aphthen).

Das macht der Arzt

Aphthen haben ein charakteristisches Aussehen, so dass sie der Arzt mit bloßem Auge erkennt. Es gibt kein wirklich wirksames Medikament gegen Aphthen. Der Arzt kann daher lediglich die Beschwerden lindern und die Wunde desinfizieren. Dazu hält er einen mit Kamillosan® getränkten Wattebausch für 30 Sekunden auf die Aphthe. Das Gleiche können Sie auch selbst tun. Nur in schweren Fällen verschreibt er kortisonhaltige Salben (z. B. Dynexan®, Volon®-A-Haftsalbe).

Selbstbehandlung

Übersichtstabelle zu Mundpflege

Gerade bei kleinen Kindern ist darauf zu achten, dass sie weiterhin essen und trinken. Wegen der Schmerzen stellen Kinder sonst sehr leicht die Nahrungsaufnahme ein. Bei Schmerzen können flüssige Nahrung oder kalorienhaltige Getränke über einen Strohhalm gegeben werden. Mundspüllösungen, Gele, Sprays oder Lutschtabletten mit Lokalanästhetika wie Lidocain oder Ambroxol betäuben den Schmerz vorübergehend und sind auch bei Kindern anwendbar. 

Da vor allem säurehaltige und salzige Speisen und Getränke Schmerzen verursachen, sollten Sie sie in dieser Zeit meiden. Milch oder Schwarztee dagegen sind gut verträglich.

Aphthen, die sich gerade erst entwickeln, können Sie mit Eiswürfeln etwas in der Entwicklung bremsen.

Aphthen-Patches (Aphthen-Pflaster) aus der Apotheke werden auf die Aphthe geklebt und bilden einen Schutzfilm. Durch entzündungshemmende Wirkstoffe sollen sie die Heilung beschleunigen.

Komplementärmedizin

Pflanzenheilkunde: Bei bereits ausgebildeten Aphthen unterstützen schmerzstillende und entzündungshemmende Hausmittel den natürlichen Heilungsprozess. Zur Mundspülung eignen sich lauwarmer Kamillen-, Salbei- oder Ringelblumentee. Gewürznelken wirken entzündungshemmend und schmerzlindernd. Nelkenöl wird unverdünnt auf die Aphthe getupft oder dient mit Wasser verdünnt als Mundspüllösung. Alternativ kann eine einzelne Gewürznelke gelutscht werden. 

Bei starken Schmerzen sind Fertigarzneien auf der Basis von Pfefferminze (z. B. Inspirol®), Salbei (z. B. Salbei Curarina®-Tropfen), Kamille (z. B. Kamillosan®), Rhabarberwurzel (z. B. Pyralvex®-Lösung) oder Ratanhia in Kombination mit Tormentillwurzelstock und Myrrhe (z. B. Repha-Os-Mundspray®) zum Gurgeln, Pinseln oder Tupfen mit einem Wattestäbchen effektiver.

Homöopathie: Homöopathen empfehlen, alle zwei Stunden eine Tablette Borax D6 zu lutschen.

Weiterführende Informationen

  • www.aften-hilfe.de – Private Internetseite, Kassel: Bietet neben zahlreichen Infos und Aktuellem auch Selbsthilfetipps und den Erfahrungsaustausch im Forum. Empfehlenswert.

| Von: Dr. med. dent. Gisbert Hennessen, Thilo Machotta, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski

Mundfäule

Mundfäule (Stomatitis aphtosa, Gingivostomatitis herpetica): Entzündung der Mundschleimhaut nach Infektion mit Herpes.

Die Mundfäule ist eine schmerzhafte Entzündung der Mundschleimhaut und des Zahnfleisches, die vor allem bei Kindern in den ersten drei Lebensjahren auftritt. Ausgelöst wird sie durch die Erstinfektion mit dem Herpes-Virus, das über die Hälfte der Menschen in sich tragen. Nach etwa einer Woche heilt sie von selbst wieder ab.

Leitbeschwerden

  • Hohes Fieber
  • Bläschen in der gesamten Mundhöhle
  • Starker Speichelfluss, säuerlicher Mundgeruch
  • Zahnfleisch und Lymphknoten am Hals sind geschwollen.

Wann zum Arzt

Heute noch, wenn Kinder vor Schmerzen nicht mehr trinken.

Die Erkrankung

Wenn das Herpes-Virus das erste Mal im Körper aktiv wird, kann es vor allem bei kleinen Kindern, vereinzelt aber auch bei Erwachsenen die Mundfäule auslösen. Bei Babys in den ersten Lebenswochen verläuft die Erkrankung besonders schwer. Sie beginnt mit hohem Fieber, das über mehrere Tage anhält, und es bilden sich schmerzhafte Bläschen an Zunge, Mundschleimhaut, Zahnfleisch und der Innenseite der Lippe. An der Außenseite der Lippe entstehen, anders als beim späteren erneuten Auftreten von Herpes (Herpes labialis), keine Bläschen.

Betroffene Kinder haben starke Schmerzen, sind quengelig und verweigern Essen und Trinken. Nach etwa einer Woche trocknen die Bläschen von selbst ein und wunde Stellen heilen ab. Die erkrankten Kinder sind nun auch nicht mehr ansteckend. Selten kommt es zu Komplikationen wie Neurodermitis oder Herpes-Bläschen am Auge.

Das macht der Arzt

Außer der lokalen Desinfektion ist kaum eine wirksame Behandlung möglich, meist werden nur Zäpfchen oder Salben gegen die Schmerzen und fiebersenkende Mittel gegeben. Erwachsene können auch Medikamente gegen das Herpes-Virus nehmen (Aciclovir, z. B. in Zovirax®, 2 x 200 mg täglich), was aber nur Sinn hat, wenn im Frühstadium der Erkrankung damit begonnen wird.

Selbstbehandlung und Hilfe durch die Eltern

Erwachsene oder ältere Kinder können den Mund mit einer 3%-igen Wasserstoffperoxid-Lösung spülen, damit die Entzündung schneller abklingt. Ziehen Sie sich dazu am besten ein altes T-Shirt an und spülen Sie über dem Waschbecken – Wasserstoffperoxid schmeckt nicht nur unangenehm, es schäumt auch und bleicht Textilien aus.

Vor allem, wenn gleichzeitig Fieber auftritt, wodurch der Flüssigkeitsbedarf erhöht ist, müssen Sie bei kleinen Kindern darauf achten, dass sie trotz Schmerzen ausreichend trinken (Austrocknungsgefahr!). Besonders eignen sich gekühlte Getränke wie Kamillentee oder klares Wasser, die zugleich auch ein wenig die Schmerzen lindern und desinfizieren. Auch das Essen sollte gekühlt werden: Ausnahmsweise darf es auch Eiscreme oder Pudding sein – Joghurt, mäßig warme, gebundene Suppen und gekühlter Brei sind aber ebenso geeignet. Trockene, harte, heiße und saure Lebensmittel (z. B. Zwieback, heißer Brei oder Fruchtsäfte) verursachen Schmerzen.

Komplementärmedizin

Pflanzenheilkunde. Die Maßnahmen entsprechen denen bei Aphthen.

Homöopathie. Die Homöopathie empfiehlt die häufige Einnahme niedriger Potenzen von Acidum muriaticum, Belladonna, Borax, Lachesis, Lycopodium, Mercurius solubilis oder Vinca.

Vorsorge

Eine Impfung gegen Herpes gibt es nicht, Kleinkinder können aber ein Stück weit vor der Infektion geschützt werden. Zum Beispiel sollten Eltern oder Geschwister, die gerade akute Herpesbläschen haben, engen Körperkontakt meiden, keine Schnuller in den Mund nehmen oder Besteck mit dem Kind teilen. Erkrankte Kinder sollten nicht in den Kindergarten oder die Schule gehen, um andere nicht anzustecken.

| Von: Dr. med. dent. Gisbert Hennessen; Thilo Machotta, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski

Mundgeruch

Mundgeruch (Foetor ex ore, Halitose): Unangenehmer Geruch des Atems. Mundgeruch ist meist nur für andere zu riechen. Er ist ein Symptom und keine Erkrankung, die Ursachen liegen entweder in der Mundhöhle, im Magen-Darm-Trakt oder in systemischen Erkrankungen wie Diabetes begründet. Therapieerfolge in Form von Verbesserungen der Symptome gelingen fast immer, beseitigen lässt sich das Problem bei vielen Betroffenen jedoch nicht.

Leitbeschwerden

  • Andere Menschen weichen bei Unterhaltung zurück.
  • Der Partner möchte keine körperliche Nähe mehr.

Die Erkrankung

Früher hat man vermutet, dass übler Mundgeruch vor allem aus dem Magen kommt. Das stimmt jedoch nur selten, zu ~ 85 % ist die Ursache lokal, also im Mund selbst zu suchen. Schuld am unangenehmen Geruch sind bei lokalem Mundgeruch Zersetzungsprozesse von Lebensmittelresten, durch die Schwefelverbindungen frei werden. Schwefelhaltige Lebensmittel wie Knoblauch oder Eier, aber auch Milchkaffee und Zigaretten führen deswegen zu besonders intensivem Mundgeruch. Meistens verursachen Bakterien auf dem hinteren Teil des Zungenrückens den schlechten Geruch. Als nächsthäufige Ursachen folgen Parodontitis und ungepflegte Zähne. In diesen Fällen hängen Essensreste zwischen den Zähnen oder unter einer Brücke fest und zersetzen sich allmählich.

Auch Entzündungen in angrenzenden Körperregionen wie Mandelentzündungen oder vereiterte Nasennebenhöhlen können sich durch Mundgeruch bemerkbar machen.

In den übrigen Fällen handelt es sich um systemischen Mundgeruch, der mit Speiseröhren- und Magenerkrankungen wie Gastritis, Ulkuskrankheit oder Diabetes einhergeht. Aber auch Fastenkuren und Erkältungen intensivieren oder verändern den Mundgeruch.

Wenn Mundgeruch nur vom Patienten selbst, aber weder von anderen Personen wahrgenommen wird noch messbar ist, spricht der Arzt von Pseudohalitosis. Oft lindert ein Gespräch mit dem Arzt bereits den Leidensdruck.

Lässt sich der Betroffene weder durch intensive Aufklärung noch durch normale Untersuchungsergebnisse davon überzeugen, keinen Mundgeruch zu haben, spricht der Arzt von einer Halitophobie.

Das macht der Arzt

Mundgeruch stellt der Arzt in der Regel sehr schnell und auch ohne Messgeräte fest. Um die Diagnose abzusichern oder den Erfolg einer Behandlung zu überprüfen, kann er auch ein Messgerät (Halimeter®) verwenden. Dabei wird über einen Strohhalm im Mund Atemluft angesaugt und mithilfe eines Sensors die Menge der darin enthaltenen Schwefelverbindungen bestimmt.

Gegen die lokalen Ursachen von Mundgeruch hilft vor allem, die zugrunde liegenden Probleme an Zähnen und Zahnfleisch behandeln zu lassen. Eine Parodontitis ist für jeden Zahnarzt leicht am typischen süßlich-fauligen Geruch zu erkennen und systematisch behandelbar. Kariöse Stellen (Löcher) müssen gefüllt werden, da sie Bakterienquellen sind.

Auch eitrige Abszesse oder die leeren Zahnfächer von kürzlich entfernten Zähnen können zu massivem Mundgeruch führen – in diesem Fall sollten Sie unbedingt zum Arzt gehen, da eitrige Entzündungen im Kopfbereich immer sorgfältig behandelt werden müssen.

Die anderen lokalen Ursachen können Sie selbst durch eine sorgfältige Mundhygiene beeinflussen. Manchmal führt gründliches Zähneputzen schon nach wenigen Tagen zu einer deutlichen Verbesserung der Beschwerden.

Handelt es sich um systemischen Mundgeruch, kann nur ein Arzt die Ursachen bestimmen. Die Therapie richtet sich dann nach der eigentlichen Krankheit.

Selbstbehandlung

Die Betroffenen können Mundgeruch selbst nicht wahrnehmen. Vermutlich fühlen sich daher viele Menschen von Mundgeruch betroffen, obwohl sie gar nicht daran leiden. Umgekehrt weiß längst nicht jeder Betroffene von seinem Problem – oft traut sich das Umfeld nicht, es offen anzusprechen.

Die wichtigste Maßnahme gegen Mundgeruch ist die Einhaltung der empfohlenen Mundhygiene. Die Zunge kann der Arzt reinigen oder Sie übernehmen diese Aufgabe selbst mithilfe eines speziellen Zungenschabers oder eines umgedrehten Esslöffels.

Die Mundflora lässt sich kaum gezielt beeinflussen. Eine Möglichkeit bietet eine Kur mit zuckerfreiem Naturjoghurt, der den Gehalt an Schwefelwasserstoff im Mund spürbar verringert: Essen Sie dazu 6 Wochen lang täglich mindestens 100 g Joghurt. Auch ein Verzicht auf Knoblauch, rohe Zwiebeln, Alkohol (vor allem Rotwein) und Nikotin macht sich positiv bemerkbar.

Viele Betroffene versuchen, den üblen Geruch durch den Dauerkonsum von Pfefferminzbonbons, Kaugummis oder Mundwasser zu überdecken. Diese verbergen das Problem jedoch nur für kurze Zeit und können es nicht lösen. Dafür haben sie Nebenwirkungen, z. B. verursacht das Dauerlutschen von Bonbons Karies.

Weiterführende Informationen

  • A. Martin: „A". Zupan, 1995. Dieser Ratgeber hilft, die Ursachen für Mundgeruch zu erkennen und sie zu beseitigen.

| Von: Dr. med. dent. Gisbert Hennessen; Thilo Machotta, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski

Mundhöhlenabszesse

Mundhöhlenabszess: Eitriger Zerfall von Knochen- oder Zahnfleischgewebe, entsteht häufig als Komplikation von durchbrechenden Weisheitszähnen, entzündeten Zahnfleischtaschen, Wurzelspitzenvereiterungen oder anderen Zahnerkrankungen. Dabei wird eine vorhandene, unbehandelte Entzündung von Bakterien befallen und es kommt zur Bildung einer abgekapselten Eiteransammlung.

Leitbeschwerden

  • Rötung und Schwellung (nur bei oberflächlichen Abszessen)
  • Schmerzen und Spannungsgefühl
  • Fieber und Schüttelfrost.

Wann zum Arzt

Heute noch bei Verdacht auf einen Abszess.

Die Erkrankung

Bei einem Abszess bahnt sich der Eiter einen Weg vom Entzündungsherd nach außen und zerstört das dazwischen liegende Gewebe. In der Mundhöhle entstehen Abszesse oft, wenn eine Entzündung des Zahnnervs (Pulpitis) auf den Zahnhalteapparat und den Kiefer übergreift. Aber auch aus anderen Entzündungen wie z. B. an problematischen Weisheitszähnen oder nach Zahnbehandlungen können sich Abszesse entwickeln, wenn Bakterien ins Spiel kommen.

Ein Abszess kann lebensbedrohlich werden, wenn er (je nach Lage) in das Gehirn versorgende Blutgefäße durchbricht.

Das macht der Arzt

Oberflächliche Abszesse erkennt der Arzt sofort. Um sicherzugehen, kann er eine Schwellung punktieren und prüfen, ob Eiter austritt. Verdeckten Abszessen kommt er anhand von Blutbild, Entzündungszeichen (vermehrte Leukozyten, CRP) oder bildgebenden Untersuchungsverfahren (z. B. CT) auf die Spur.

Zur Behandlung öffnet der Arzt vorsichtig den Abszess, entleert ihn und spült anschließend die Wunde aus. In schweren Fällen muss der Patient zusätzlich Antibiotika nehmen.

Auf keinen Fall dürfen Sie Abszesse im Hals- und Kopfbereich selbst aufstechen – weitere Entzündungen und Komplikationen bis hin zur Blutvergiftung sind möglich.

| Von: Dr. med. dent. Gisbert Hennessen; Thilo Machotta, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski

Mundschleimhautveränderungen, chronische

Mundschleimhautgeschwüre: Gewebeveränderungen an Mundschleimhaut und Zahnfleisch.

Alle chronischen, also nicht nur Tage oder wenige Wochen bestehenden Mundschleimhautveränderungen sind möglicherweise Krebsvorstufen (Präkanzerosen) oder sogar bereits bösartig, so dass sie in der Regel vorsorglich entfernt werden. Gerade die gefährlichen Veränderungen sind oft unauffällig, schmerzlos und entstehen über einen längeren Zeitraum. Sie können eine warzenähnliche bis glatte oder netzförmige Oberfläche haben, relativ flach sein oder eine ausgeprägte Form haben und reichen farblich von weißlich über rot bis hin zu bläulich oder braun.

Leitbeschwerden

Gewebeveränderungen, die nicht innerhalb von 1–2 Wochen abheilen.

Wann zum Arzt

In den nächsten Tagen, wenn die Veränderungen nicht innerhalb von 2 Wochen wieder abheilen.

Die Erkrankung

Als einfache Faustregel gilt: Was schnell kommt und/oder sich schnell verändert, ist in aller Regel gutartig. Gefährlicher als akute, aber vorübergehende Beschwerden sind langsam entstehende Veränderungen im Mundraum. Im Normalzustand ist die Mundschleimhaut zwischen blass- und tiefrosa und hat eine glatte Oberfläche. Nur im Bereich der Impressionslinie – dort, wo die Zähne die Backe berühren – ist sie immer etwas uneben und knubbelig.

Als häufige Präkanzerose gilt die Leukoplakie, eine weißliche Veränderung der Mundschleimhaut, die sich nicht abwischen lässt. Sie kann eine glatte bis warzenähnliche Oberfläche haben und sowohl in Knötchenform als auch zusammenhängend auftreten. Männer über 50 sind von ihr besonders häufig betroffen, begünstigt wird sie u. a. durch hohen Tabak- und Alkoholkonsum.

Auch eine Zahnfleischhyperplasie (Gingivahyperplasie, Fibromatosis gingivae) kann verdächtig sein. Das ist eine durch einen Reiz ausgelöste Neubildung von Zahnfleischgewebe – wenn der Reiz verschwindet, bildet es sich zurück. Die Wucherungen treten häufig im Bereich der Frontzähne auf und können die Zähne sogar teilweise bedecken. Eine häufige Form ist die so genannte Epulis, sie geht vom Zahnhalteapparat aus und hat die Form einer Halbkugel oder eines Pilzes. Einige Medikamente (z. B. gegen Epilepsie) und Schwangerschaft sind als Auslöser bekannt, eine Zahnfleischhyperplasie kann jedoch auch ein bösartiger Tumor sein.

Fibrome sind gutartige, fleischige Geschwülste aus faser- und zellreichem Bindegewebe, die in etwa wie eine Warze aussehen. Besonders häufig sind sie im Achsel- und Halsbereich, sie kommen aber auch im Mundraum vor.

Das macht der Arzt

Ein Hautarzt oder Zahnarzt untersucht die Mundhöhle sorgfältig, um zu klären, ob es eine einfach zu beseitigende Ursache für die Mundschleimhautveränderung gibt – z. B. eine Druckstelle oder eine Aphthe. Bei Verdacht auf eine bösartige oder zumindest unklare Veränderung entnimmt er eine Gewebeprobe, die histologisch unter dem Mikroskop untersucht wird. In manchen Fällen genügt auch ein Bürstenabstrich. Gegebenenfalls überweist der Zahnarzt den Patienten zur Untersuchung an einen Facharzt (z. B. einen Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen). Präkanzerosen werden in der Regel vorsorglich wegoperiert.

Selbstbehandlung

Wenn Sie Zahnersatz tragen, können Sie zunächst versuchen, die betroffene Stelle mit einer Druckstellensalbe (z. B. Recessan®) zu behandeln. Wenn diese Behandlung erfolglos bleibt, sollten Sie unbedingt einen Arzt aufsuchen, denn eine Druckstelle verschwindet nie von allein. Eine Alternative auf Heilpflanzenbasis ist Myrrhen-Tinktur (z. B. Myrrhen-Tinktur „Hetterich®"), mit der die Schleimhautstellen zwei- bis dreimal täglich mit einem Wattestäbchen unverdünnt betupft werden. Zur Mundspülung eignen sich lauwarmer Kamillen-, Salbei- oder Ringelblumentee.

| Von: Dr. med. dent. Gisbert Hennessen; Thilo Machotta, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski

Mundsoor

Mundsoor (Mundpilz, Soormykose): Hefepilzinfektion der Mundschleimhaut und Zunge. Hefepilze (typischerweise der Gattung Candida albicans) sind ein natürlicher Bestandteil der Mundflora, werden jedoch normalerweise von den Abwehrzellen im Mund- und Rachenraum und von Bakterien in Schach gehalten. Wenn das natürliche Gleichgewicht der Mundflora durcheinander gerät, vermehren sich die Pilze explosionsartig und führen zu einem dauerhaften weißlichen Rasen auf der Mundschleimhaut oder der Zunge. Später entzünden sich die betroffenen Stellen und schmerzen. Die Therapie erfolgt lokal und ist hochwirksam. Wird die Ursache nicht beseitigt, sind Rückfälle programmiert.

Leitbeschwerden

  • Weißliche, nicht abwischbare Beläge auf Mundschleimhaut und Zunge
  • Schmerzen beim Essen und Trinken.

Wann zum Arzt

Am nächsten Tag, wenn sich die Mundschleimhaut auffällig verändert.

Die Erkrankung

Der Soorbelag ist ein weißlicher flächiger Belag, der sich anfangs noch abwischen lässt, später aber auf den befallenen Stellen haftet. Wenn man ihn dennoch entfernt, blutet die betroffene Stelle.

Soor tritt vor allem bei abwehrgeschwächten Personen wie Kleinkindern, alten Menschen sowie Menschen mit Immunschwächeerkrankungen wie AIDS auf. Bei alten Menschen sind oft schlecht sitzende Prothesen die Wurzel des Übels. Ansonsten gesunde Menschen sind vor allem durch eine Antibiotika- oder Kortison-Behandlung gefährdet. Diese Behandlungen vernichten nämlich sowohl die krank machenden als auch die normalen, gesunden Bakterien im Körper und bringen die Mundflora durcheinander.

Rechtzeitig behandelt, ist ein Soor in der Regel harmlos. Unbehandelt droht eine Ausdehnung auf die Speiseröhre mit starken Schluckschmerzen (Soor-Ösophagitis). Langfristig kann Soor zur Zerstörung der Mundflora führen – mit der Folge, dass unerwünschte Bakterien (die z. B. Karies oder Parodontitis auslösen) sich stark vermehren. Außerdem kommt es zu Gewichtsverlust und sogar Austrocknung, weil der Betroffene durch die Schmerzen beim Kauen und Schlucken zu wenig isst und trinkt.

Das macht der Arzt

Durch die Untersuchung der Mundhöhle stellt der Arzt meistens schon fest, ob es sich um Soor handelt. Zur Absicherung seiner Diagnose kann er einen Abstrich machen und ihn unter dem Mikroskop untersuchen oder an ein Labor schicken.

Mit antimykotischen Lutschtabletten oder Mundspülungen (mit Nystatin oder Amphomoronal, z. B. in Amphotericin-B-Lutschtabletten® oder Ampho-Moronal®-Suspension) wird der Pilzbefall eingedämmt. Die Mundflora erhält so eine Chance, wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Nach dem Spülen des Mundes wird die Lösung heruntergeschluckt, um einen eventuellen Befall der Speiseröhre mitzubehandeln. Die Wirkstoffe sind unbedenklich, sie werden vom Organismus nicht aufgenommen und unverändert über den Darm ausgeschieden.

Komplementärmedizin

Pflanzenheilkunde. Das Einpinseln der Mundschleimhaut mit Myrrhe- (z. B. Inspirol®, Myrrhen-Tinktur „Hetterich®") oder Ratanhia-Tinktur (z. B. Ratiosept® Mund- und Rachentinktur) wirkt desinfizierend. Der zeitliche Abstand zur Anwendung der antimykotischen Mittel sollte mindestens eine Stunde betragen.

Homöopathie. Die Homöopathie empfiehlt u. a. Acidum hydrochloricum, Borax, Kalium chloratum, Mercurius solubilis oder Thuja.

Die Fehlbesiedlung von Mund und Darm mit Hefepilzen wird von vielen Heilpraktikern und Naturheilmedizinern als Grundproblem unserer zivilisatorischen Ernährung angesehen. Entsprechend werden abnorme Müdigkeit, Leistungsabfall, Blähungen, Reizdarmbeschwerden mit Hefepilzen in Verbindung gebracht. Eine aufwendige Pilzdiagnostik hilft, den Pilzbefall im Darm nachzuweisen. Da Hefepilze sich in Gegenwart von Zucker am schnellsten vermehren, wird von den Patienten neben der Lokaltherapie ein radikaler und langfristiger Verzicht auf zuckerhaltige Lebensmittel gefordert.

Aus naturwissenschaftlicher Sicht ist diese Denkweise nicht nachvollziehbar: Zum einen gehören Pilze einfach zu unserem evolutionsbiologischen Gepäck und haben die Schleimhäute von Menschen schon vor Jahrtausenden besiedelt. Zum anderen ist eine zuckerfreie Ernährung praktisch unmöglich, schließlich werden schon im Mundraum bei intensivem Kauen Stärke und andere Kohlehydrate durch die Mundenzyme zu Zucker gespalten.

Ein Therapieversuch kann durchaus erwogen werden, schließlich profitieren zweifellos viele Patienten von einer entsprechenden Diät, die zugleich einen Schritt in Richtung vollwertige Ernährung geht.

| Von: Dr. med. dent. Gisbert Hennessen; Thilo Machotta, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski

Speichelsteine

Speichelsteine (Sialolith, Ptyalolith, Parotitis): Kleine feste Steinchen, können sich in allen Drüsen des Mundbereichs bilden. Sehr oft sind sie als Zufallsbefund in einer Röntgenaufnahme zu erkennen und machen keinerlei Beschwerden. Manchmal werden sie ganz von allein aus den Drüsenausführungsgängen gespült.

Auf diesem Weg können sie aber auch stecken bleiben und führen dann zu einer akuten, schmerzhaften Speicheldrüsenentzündung (Sialolithis) mit Beschwerden wie dicken Drüsen und eitrig verstopften Ausführungsgängen.

Eingeklemmte Speichelsteine werden durch Massage oder einen kurzen ärztlichen Eingriff entfernt.

Bereits von außen erkennbar ist die Entzündung der Ohrspeicheldrüse (Parotitis), sie tritt bei Mumps regelmäßig auf.

Leitbeschwerden

  • Geschwollene Speicheldrüsen
  • Speichelstau
  • Schmerzen beim Kauen.

Das macht der Arzt

Wenn ein Speichelstein Beschwerden verursacht, versucht der Arzt zunächst, ihn durch leichte massierende Bewegungen Richtung Drüsenausgang zu lösen. Oft wird der Stein dann mit dem Speichel ausgespült.

Falls nötig, kann er den Stein auch durch einen seitlichen Schnitt in den Speicheldrüsengang entfernen. Anschließend näht der Arzt den Gang vorsichtig wieder zu und legt eventuell ein kleines Abflussröhrchen (Drain) ein, bis die Wunde verheilt ist. Wenn der Stein so nicht erreichbar ist, muss unter Umständen die gesamte Drüse entfernt werden.

Selbstbehandlung

Sie können wie der Arzt versuchen, den Speichelstein durch eine Massage zu lösen. Die Drüsenausgänge erkennen Sie mit einem Spiegel und einer guten Taschenlampe meist selbst als dunkle oder glänzende Punkte – wenn nicht, lassen Sie Ihren Partner oder einen Angehörigen suchen. Die Ausgänge liegen hinter den unteren Schneidezähnen bzw. im Wangenbereich in etwa auf Höhe der ersten oberen Mahlzähne.

| Von: Dr. med. dent. Gisbert Hennessen, Thilo Machotta, Dr. med. Arne Schäffler in: Gesundheit heute, herausgegeben von Dr. med. Arne Schäffler. Trias, Stuttgart, 3. Auflage (2014). Überarbeitung und Aktualisierung: Dr. med. Sonja Kempinski